Prototypen-Entwicklung

Prototypen-Entwicklung

Die Stadt Ludwigshafen baut derzeit ein virtuelles Jugendzentrum mit unterschiedliche Räumen auf, in denen sich die Jugendlichen treffen, austauschen und etwas erleben können. Wir dachten, dass dies auch für das Democracy Lab spannend und interessant sein könnte, wenn es dort auch die Möglichkeit gäbe, politische Bildung zu fördern. Solche Räume gibt es in der Regel in jedem analogen Jugendhaus. Wir sind daher mit der Idee an die Stadt Ludwigshafen sowie an DigitalMedCare, die das virtuelle Jugendzentrum im Auftrag der Stadt Ludwigshafen aufbauten, herangetreten. Beide zeigten sich sehr offen und begeistert für die Idee.

Uns hat der partizipative Ansatz, den DigitalMedCare verfolgt, sehr gut gefallen. Sie waren sehr daran interessiert, die Jugendlichen einzubeziehen. Auch die Idee, dass dort Dinge stattfinden sollten, die nicht so einfach im Analogen darstellbar sind, schien uns schlüssig.

Als Referenzprojekt wurde auch hier wieder das Democracy Gym herangezogen. Nach dem Austausch mit unseren Jugendredaktionen und den Medienprofis, wofür das Democracy Gym eigentlich steht und was wir uns mit dessen Durchführung und Umsetzung wünschen, haben wir zusammen Punkte herausgearbeitet, die uns in einem virtuellen Raum wichtig wären.

Zum einen sollte es weiterhin so niedrigschwellig sein, dass alle Jugendlichen ab 13 Jahren ohne Vorkenntnisse eintreten und spielen können.

In der Jugendredaktion an der Ernst-Reuter-Realschule plus gab es einige Jugendliche, die viel und ausgiebig spielten und dies entweder an der Konsole allein oder auch über Live-Streaming-Plattformen wie z.B. Twitch taten. Für sie war es besonders wichtig, dass die virtuellen Räume überzeugend aussehen und sie dort Elemente wiedererkennen, die sie aus dem Spielebereich kennen (z.B. einen eigenen Avatar erstellen oder Aufgaben lösen und Punkte zu sammeln).

In einem Workshop lud DigitalMedCare die Jugendlichen ein, ihre Ideen und Wünsche hinsichtlich der Räume im virtuellen Jugendzentrum zu sammeln. In verschiedenen Runden wurden Mindmaps erstellt und zunächst völlig frei gebrainstormt. Hier entstanden ganz unterschiedliche, teilweise auch witzige Ideen:

  • Ein Skate-Park, eine Schlittschuhbahn oder ein Lasertag-Raum
  • Ein Restaurant, ein Kino oder ein Date-Raum
  • Ein Zoo, Ein Lese-/Schweigeraum oder Lernraum
  • Ein Sport- und Trainingsraum, z.B. Boxen oder Basketball spielen
  • Simulationsräume, beispielsweise Job-Simulationen, Operations-Simulation, aber auch Simulation verschiedener Regierungsformen und wie sie das tägliche Leben beeinflussen
  • Ein Raum, in dem man mehr über Demokratie lernen kann, ein Testraum/Quiz zum Thema Demokratie

Zum Überbegriff Demokratie waren der Gruppe vor allem die Themen Gleichberechtigung, Rassismus, Schule, Arbeit, eigene Rechte, freie Meinungsäußerung und freie Wahlen wichtig. Gemeinsam wurden einzelne Ideen extrahiert, denn aufgrund des zur Verfügung stehenden Budgets sowie der zeitlichen Rahmenbedingungen konnten manchen Ideen nicht umgesetzt werden. Auch die Frage, was den Mehrwert in einer virtuellen Umgebung geben könnte, spielte eine Rolle. Für die Jugendlichen war einerseits wichtig, dass weiterhin Gruppenaufgaben gelöst werden und andererseits sollte es ein Ort sein, an dem man sich über bestimmte gesellschaftliche Themen austauschen kann. Diese Wünsche wurden mit einzelnen Ideen aus der Sammlung kombiniert. So entstand ein Bereich, der sich an dem Gedanken des Fitnessstudios orientierte. Hier müssen mindestens zwei Spieler*innen zusammen eintreten und zunächst Mechanismen herausfinden, wie sie durch verschiedene Türen gelangen, um in die eigentlichen Fitnessräume eintreten und in zwei Runden Quizfragen rund um unsere Demokratie beantworten zu können.

Es gibt zwei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, das Prinzip ist immer gleich: Es erscheint eine Frage und drei Antwortmöglichkeiten. Zur Auswahl der Antwort muss einmal ein Basketball in den richtigen Korb und einmal eine Langhantel auf die richtige Matte gelegt werden. Die Spieler*innen können sich in den Räumen frei bewegen und verschiedene Gegenstände aufheben. Zusätzlich entstand die Idee, einen zweiten Raum in Form eines Parlamentssaals einzurichten. Hier können Themen diskutiert, verhandelt, abgestimmt und verabschiedet werden. Die Spieler*innen können miteinander kommunizieren. Die Spielleiter*innen haben bei Abstimmungen die Möglichkeit, diese zu beeinflussen und die abgegebenen Stimmen zu ignorieren. Hierüber können Themen wie Wahlmanipulation und freie Wahlen thematisiert und erlebbar gemacht werden.

Mit der Jugendredaktion machten wir eine Exkursion nach Mainz zu ZDF Digital. Hier konnte das Verständnis für virtuelle Räume noch einmal vertieft werden - vor allem durch Goethes Faust, zu dem ZDF Digital eine VR-Welt entwickelt hat, in die mit VR-Brille eingetaucht werden kann. Darüber hinaus bekam die Gruppe einen Einblick in die Zukunft des Fernsehens und die Berufsbilder, die dahinter zu finden sind. Die Jugendlichen lernten z.B. das Arbeiten im Studio mit Greenscreen kennen. Dabei wurden Animationen und Hintergründe in Echtzeit eingesetzt. Sie sahen, wie man mit Hilfe von Künstlerischer Intelligenz (KI) Deepfake auf menschliche Gesichter vornehmen kann. Ein Quiz rund um die Tiefsee vermittelte durch Augmented Reality neue Raumerfahrungen, denn die Tiere fanden sich plötzlich mitten im Raum wieder und man konnte sich darum herumbewegen.